Katha Schulte

Katha Schulte

 

Geb. 1967 in Herten, Westfalen.

 

Studium der Germanistik und Italianistik in Münster und Hamburg. Arbeitet als Journalistin, Filmkritikerin und freie Lektorin in Hamburg; u. a. für taz, Spex, Szene Hamburg, Texte zur Kunst. Veröffentlichungen in Zeitschriften, Anthologien und Kunstpublikationen (u.a.: „,These delight to stand and stare’ – Mass-Observation in Blackpool, Lancashire” in: Nina Könnemann, Free Mumia, Spector Books, 2010).

 

Mitglied im Forum seit 2009.

 

2010 erschien der Roman Unwesen bei Hablizel (www.hablizel-verlag.de).

 

 

 

Leseprobe:

 

Da hatte jemand ein umgefallenes Wegzeichen zum Scherz in die falsche Richtung wieder aufgestellt. Derselbe Spaßvogel ließ alle Gatter, durch die er kam, offen stehen und zog damit, weil danach das Vieh in die verschiedensten Gegenden ausriss und teilweise erst in zig Kilometern Entfernung von seinem angestammten Ort wieder aufgefunden wurde oder sogar nie, die sehr böse Meinung der Landbevölkerung auf sich. Der stieg über Mauern, über die er nicht sollte, brach Almhütten auf, in denen er schlief und seine Notdurft verrichtete, und man konnte ihm nicht darauf kommen, man traf immer nur seine Spuren an, wusste von seiner Person selber aber nichts, als dass es sie gab und sie ein Ärgernis war. Manchmal hörte man sie schreien und fluchen, jodeln und Echos hervorrufen, und man sollte meinen, dass es dann ein Leichtes gewesen wäre, diese Person zu stellen und ihrer endlich habhaft zu werden, aber so war es nicht. Diese Person machte Feuer, wo es ihr gefiel, ließ alles stehen und liegen, wenn sie aufbrach, trat Steine, Felsen, heilloses Unheil los. Sie nahm an Berghütten anderer Bergsteiger Gehstöcke mit, an Wegabzweigen Markierungszeichen, im Felsen Haken und Seile. Sie zerquetschte Schnecken, Schlangen und Frösche. Sie betrachtete die Berge als ihr Paradies. Der aber die Kruzifixe umdrehte, das musste doch ein anderer sein! Mit dem nähme sie es auf.

 

Stand: 02.04.2012